Der GESUNDE Kranke

Herzlich Willkommen beim GESUNDEN Kranken :-)

Worum geht es hier eigentlich?

Hier geht es um einen bösartigen Gehirntumor, oder eher gesagt um mich und wie ich dem Hirnkrebs bisher die Stirn geboten habe. Aber versteht mich nicht falsch! Ich habe hier kein Allheilmittel für Jedermann und ich bin auch kein Arzt. Ich habe zwar bisher EINIGES getan um der düsteren Prognose zu entgehen, ABER das war und ist MEIN WEG  und niemand wird  jemals sicher sagen können warum mein Verlauf bis jetzt so positiv ist. Vielleicht haben meine "Waffen" gewirkt oder vielleicht hatte ich auch einfach nur Glück. Jedenfalls hat es meiner Psyche sehr geholfen SELBST etwas zu unternehmen und nicht blind den Ärzten oder den Medien zu vertrauen. Ich habe für mich rausgesucht was meiner allgemeinen Gesundheit hilft, wobei ich mich wohlfühle und was mich finanziell nicht zu sehr belastet (denn krank sein ist teuer!). Hier berichte ich von meinen Strategien gegen den Krebs und welche Bücher mir auf meinem Weg sehr geholfen haben.  Nun fangen wir aber erst mal von vorne an.



Meine Geschichte

 

Vor dem Tumor

Vor meiner Diagnose habe ich alles andere als gesund gelebt. Meine Ernährung bestand fast ausschließlich aus Fastfood , an Wochendenden war starker Alkoholkonsum keine seltenheit und Sport wurde erst zu meinem 18. Lebensjahr Tei meines Lebens. Chips, Fernseher und Playstation bestimmten bis dahin meinen Tagesablauf. Das Ergebnis waren absolut untrainierte 107kg auf 180cm.

Als der Sport in mein Leben kam habe ich zwar schnell abgenommen und Alkohol wurde immer seltener aber gesund gelebt habe ich auch da noch nicht. Der Sport hat mir so viel Spaß gemacht und mich so motiviert, dass ich 6-7 mal in der Woche hart trainiert habe und oft nur 4 Stunden am Tag geschlafen habe. Für jemanden, der so untrainiert ist wie ich damals ist das definitiv zu viel Training und 4 Stunden Schlaf täglich sind sowieso zu wenig.

 


Wie hat der Tumor sich bemerkbar gemacht?

Eigentlich waren die Symptome nicht wirklich stark. Ich hatte keine Ausfallerscheinungen und starke epileptische Anfälle hatte ich auch keine. Alle paar Tage verspürte ich nur einen seltsamen Geruch und ein seltsames, schwer zu beschreibendes Gefühl. Es ähnelte einem Schwindelgefühl. Ich ging davon aus, dass ein neuer Kleber auf der Arbeit dafür verantwortlich ist, da ich diese Symptome das erste mal auf der Arbeit hatte. Nachdem ich es aber auch beim Sport oder beim Duschen hatte konnte ich den Kleber ausschließen. Nun ging ich davon aus, dass ich einfach nur im Übertraining bin oder irgendeinen Nährstoffmangel hätte. Da die Symptome mich nicht wirklich beeinträchtigten bin ich auch erstmal nicht zum Arzt deswegen gegangen. Ich hatte auch schon zum Spaß gesagt "Vielleicht habe ich ja nen Hirntumor".

Natürlich habe ich auch Dr. Google um rat gefragt und diverse medizienische Foren aufgesucht. Irgendwann meinte dort jemand zu mir, dass ich mal zum Neurologen gehen soll und meine Symptome eine "Aura" sein könnten. Das ist eine schwache Form der Epilepsie, die aber auch schwere epileptische Anfälle "vorhersagen" kann. Nun hat es gut 9 Monate gedauert bis ich einen Arzt aufgesucht habe.

 


Die Diagnose

Beim Neurologen wurde erstmal ein EEG gemacht, welches absolut unauffällig war. Nun sollte ein MRT gemacht werden und ich bekam eine Überweisung zum Radiologen. Als das MRT fertig war meinte der Radiologe, ob ich mal einen Schlaganfall gehabt hätte. Das habe ich natürlich verneint. Ich denke er wusste ganz gut, dass es sich um einen Tumor handelte, wollte aber nicht ganz raus mit der Sprache. Ich soll mit den Bildern wieder zu meinen Neurologen gehen, welcher mir direkt sagt, dass ich einen Gehirntumor habe. Noch geht man von einem "gutartigen Tumor" aus (laut Arztbrief sogar Grad 1).  

Nun werde ich mit den Bildern zum Neurochirugen geschickt um eine Biopsie machen zu lassen. Der meint aber, dass das Unsinn sei da das "Ding" eh raus müsse, egal wecher Grad das ist (immerhin war der "gute" schon 6cm groß) und zwei mal den Kopf auf machen sei Quatsch. Den Termin für die OP bekam ich recht schnell.

 


Die OP

Irgendwie hat mich die Sache am Anfang gar nicht so aus der Bahn geworfen wie man es erwarten müsste. Naja, zu dem Zeitpunkt war mir auch gar nicht bewusst, dass ein Hirntumor eigentlich HirnKREBS ist. Für mich war es einfach nur etwas was man aus meinem Kopf entfernt und dann ist wieder alles gut. Auch beim "Einchecken" ins Krankenhaus habe ich nur so vor Humor gesprüht. Erst in der Nacht vor der OP wurde mir bewusst, dass man mir am nächsten Tag den Schädel aufsägen und an meinem Gehirn rumschneiden würde. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass dies meine erste Operation mit stationärer Aufnahme war. Am Abend vor der OP wurde mir auch noch mitgeteilt, dass man nicht alles entfernen werde, da dann wohl nicht mehr all zu viel von mir übrig wäre.

Die OP verlief ohne Komplikationen. Dennoch dachte ich ich würde in der Hölle aufwachen. Ich war erstmal absolut orientierungslos und überall hingen Kabel und Schläuche aus mir heraus. Außerdem hatte ich starke Kopfschmerzen... naja vielleicht waren es auch nur ganz normale Kopfschmerzen... das war bisher das erste mal in meinem Leben, dass ich wirklich behaupten konnte Kopfschmerzen zu haben. Diese hielten auch ein paar Tage an.

Aber die Schmerzen waren gar nicht das schlimmste für mich. Viel schlimmer fand ich den Katheter und die Tatsache, dass ich mich nicht eigenständig bewegen durfte. Für einen Sportler ist das sehr bitter.

Ebenfals schlimm fand ich den Schlauch für das Wundwasser, welcher in meinem Kopf steckte. Ich wusste gar nicht ob der jetzt nur unter der Haut oder direkt im Schädel steckte. Dementsprechend vorsichtig habe ich mich auch bewegt (man will ja nix aus seinem Schädel ziehen). Der Schlauch ging natürlich nur unter die Haut.

Nach etwa 9 Tagen bekam ich dann endlich den tatsächlichen Befund und durfte nach Hause gehen. Erschreckender Weise handelte es sich um einen Grad 3 Tumor und würde noch weiter behandelt werden müssen. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch: "Ach, das bisschen Bestrahlung und/oder Chemo schaffe ich auch noch und dann ist alles gut".

 


Informationen Sammeln

Als ich wieder zu Hause war habe ich mich erstmal schlau gemacht was die Diagnose eigentlich bedeutet. Das Internet gibt da ja sehr unterschiedliche Auskünfte. Aber so unterschiedlich sind auch die Verläufe. Die mediane Überlebenszeit lag damals bei etwa 4,5 Jahren. Da bin ich nun drüber und mir geht es weiterhin sehr gut. Ich las  von Menschen mit der selben Diagnose, die kaum ein Jahr überlebt haben oder nach kürzester Zeit schlimme Ausfälle hatten. Aber ich las auch von Menschen die mit einem Glioblastom (Grad 4) schon 7(!!!) Jahre gut leben. Von einigen davon habe ich auch vor kurzem noch gelesen und es scheint Ihnen weiterhin gut zu gehen.

Einer meiner größten Lichtblicke war die Seite von Dennis. Er hatte da schon fast 20 gute Jahre mit der selben Diagnose geschafft!

Auch gelesen habe ich viel. Mein erstes Buch war "Wieder gesund werden" von Carl Simonton. Dieses Buch hatte mich wieder sehr aufgebaut. Unter "Meine Waffen/Bücher" stelle ich dieses und andere Bücher die mir geholfen haben genauer vor.

 



Welche Nachbehandlung?

Zwischenzeitlich musste ja auch noch geklärt werden wie meine weitere Behandlung aussehen soll. Hierzu bekam ich einen Termin in einer Uni-Klinik. Da meine Erfahrungen nicht immer positiv waren spare ich mir Ärzte und Kliniken zu erwähnen. Dort schaute man sich meine Diagnose an und sagte mir, dass es laut Studien für das Gesamtüberleben keinen Unterschied machen würde ob ich Chemo, Bestrahlung oder beides in Kombinationmachen würde. Da ich zu diesem Zeitpunkt so viel schlechtes über Chemotherapien gehört hatte und mir die Bestrahlung als das geringere Übel erschien entschied ich mich für die alleinige Bestrahlung. Hätte ich damals gewusst wie gut ich die Chemo vertrage hätte ich schon damals beides als Kombination gemacht.


Die Bestrahlung

Die Bestrahlung startete etwa einen Monat nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Dafür musste ich dann 6 Wochen lang jeden Tag (außer über Weihnachten, da gab es keine Bestrahlung) zur Klinik. Dafür bin ich dann jeden Tag eine Stunde lang mit dem Zug zur Klinik gefahren. Während der Fahrt hatte ich Entspannungsmusik auf den Ohren und habe visualisiert wie in dem Buch von Simonton beschrieben. Als Kontrast dazu hatte ich aber auch Manowar auf den Ohren, was mich in eine doch recht kriegerische Stimmung versetzte und ich mir vorstellte wie mein Imunsystem seine Armeen sammelt und den Tumor bekämpft. Klingt seltsam, hat mir aber zumindest emotional sehr geholfen. Eines der stimmungsvollsten war für mich "Brothers of Metal".

Nun aber wieder zurück zur Bestrahlung ;-D

Natürlich gab es vor dieser Behandlung erstmal ein Vorgespräch. Für die Bestrahlung musste ich auf einer Liege  liegen und mein Kopf wurde fixiert. Ich bin gar nicht mehr sicher, wie lange eine Bestrahlung auerte, aber ich schätze das waren etwa 20min oder 30min. Wie gesagt bin ich nicht mehr ganz sicher. Jedenfalls merkt man von der Bestrahlung rein gar nichts. Die Zeit habe ich auch wieder genutzt um zu visualisieren. Ich stellte mir vor wie eine Strahlenkanone den Tumor beschießt und meine gesunden Zellen eine Art Schutzschild haben. Das hat wohl funktioniert, denn bis auf den Haarausfall in den bestrahlten Bereichen hatte ich keinerlei Nebenwirkungen. Der Haarausfall fing relativ spät an und die Haare wuchsen nach ein paar Monaten auch wieder nach. Ich war tagsüber halt nur sehr müde, weil ich ja den ganzen Tag nur zu Hause rumsaß. Als ich während der Bestrahlung entschied wieder zum Training zu fahren und vorsichtig (!!!) wieder zu trainieren ging es mir gleich viel besser. Vor dem Training müde und währen/nach dem Training habe ich mich wie neu geboren gefühlt.

Lediglich die Nachwirkungen der OP habe ich noch eine Zeit lang gespürt. Jede noch so kleine Erschütterung verursachte Kopfschmerzen. Selbst jeder Schritt beim Joggen und jeder Schlag gegen den Sandsack fühlten sich an wie ein Schlag gegen den Kopf. Aber auch das ging vorbei.


Zurück an die Arbeit

Ein paar Wochen nach der Bestrahlung durfte ich wieder arbeiten. Das war mir sehr wichtig, da ich nur einen befristeten Arbeitsvertrag hatte und befürchtete, dass dieser nicht verlängert wird. ich sollte recht behalten... obwohl ich bis auf diese eine Sache innerhalb 4 Jahre nicht einmal krank geschrieben wurde hat man meinen Arbeitsvertrag nicht verlängert. Als Grund galten meine Krankentage.

Irgendwelche Defizite hatte ich nach der OP und der Bestrahlung nicht. Ganz im Gegenteil. Ich war nach wie vor voll Leistungsfähig. Auch im Training erreichte ich schnell meine übliche Leistungsfähigkeit.

So motiviert und dumm wie ich war fand ich auch innerhalb 2 Wochen wieder Arbeit. Dumm, weil ich für etwa 900€/Monat den miesesten Job gemacht habe und dafür auch noch 50km hin und 50km wieder zurück gefahren bin. Als diese "tolle" Zeitarbeitsfirma auch keine Arbeit für mich hatte bekam ich rund 300€ mehr an Arbeitslosengeld. Glücklicherweise hat es nichtlange gedauert bis ich ein viel besseres Arbeitsverhältnis gefunden habe. Die Türe zu meinem alten Job hat sich geschlossen und eine neue viel bessere Tür ging auf. Das war nicht das einzige mal wo ein vermeindlich schlimmes Ereignis sich dann doch noch als Glücksfall herausstellte. Nichts ist so schlecht, dass es nicht auch etwas gutes hat!


Eine weitere OP???

Nach einer kleinen Durststrecke ging es wieder steil bergauf. Ich war wieder regelmäßig im Training und hatte einen guten Job gefunden. Das Thema "Hirntumor" wurde zweitrangig... Bis die Uniklinik meinte, dass es eine neue Kontrastmittelaufnahme gibt und man mir nach Absprache im "Tumorboard" DRINGEND zu einer erneuten OP und einer Chemotherapie rät. Angeblich könnten die dortigen Chirugen den Tumor bei minimalen Risiko komplett entfernen. Naja, dass das Risiko bei einer erneuten OP sehr hoch wäre wurde mir mittlerweile von mehreren Ärzten gesagt.

Mir wurde da erstmal ein wenig der Boden unter den Füßen weggezogen, da ich den Tumor schon als "erledigt" gesehen hatte. Nun musste erstmal eine Zweitmeinung her. Diese meinte, dass man so kurz nach der Bestrahlung noch gar nicht sagen könne um was genau es sich bei dieser Kontrastmittelaufnahme handelt.  Ein PET sollte da mehr zeigen. Dieses hat gezeigt, dass im Tumor keinerlei Stoffwechsel statt findet und es somit kein Rezidiv ist.  Auch nach diesem Befund blieb die Uniklinik bei der Meinung an mir rumzusägen zu wollen. Das habe ich zum Glück abgelehnt.


4 Jahre Ruhe

Nun ging es in meinem Leben wieder stark bergauf. Ich hatte einen vernünftigen Job, der es mir ermöglichte regelmäßig zu trainieren, ich machte einen Lehrgang zum MMA-Basic Instructor und fand in der Fotografie ein eine neue Leidenschaft die mich erfüllt. Aber am wichtigsten ist, dass sich die Beziehung zu meiner damaligen Freundin vertiefte, wir in Nepal heirateten und nun zusammen leben.


Auf in die nächste Runde

Im April 2016 gab es erstmal wieder einen kleinen Rückschlag. Die Ärztin verglich die aktuellen Bilder diesmal mit etwas älteren Bildern und entdeckte im längerfristigen Verlauf einen kleinen Wachstum. Der war aber wohl so gering, dass sie sich nicht ganz sicher war ob es WIRKLICH ein Wachstum war. Sie wollte sich nach einer Besprechung im Tumorboard bei mir melden. Das tat sie auch un teilte mir mit, dass man mir dazu rate eine Chemotherapie zu beginnen und evtl. eine Bestrahlung in Erwägung zu ziehen. Von einer OP war auch die Rede. Da es sich im längerfristigen Verlauf wohl nur im einen geringen Wachstum handelte entschied ich mich dagegen und wollte das nächste MRT abwarten.

Das MRT zeigte wohl wieder einen minimalen Wachstum und eine Kontrastmittelaufnahme. Man riet mir diesmal wieder zu einer Therapie. Ich entschied mich zu einer Zweitmeinung und diese riet mir wieder zu einem PET. Dieses zeigte eine metabolische Aktivität, jedoch empfand sie nicht, dass dringender Handlungsbedarf bestünde. Sie meinte ginge es um jemand aus ihrer Familie würde sie dazu raten auf die nächsten Bilder zu warten. Es wäre wohl nicht so selten, dass erstmal nichts mehr passiert.

Der Arzt, der aber meine eigentliche Zweitmeinung war sah das aber ganz anders. Er riet zu einer Operation und anschließend würde er mit mir das weitere vorgehen besprechen. Das Risiko danach neurologische Schäden davon zu tragen läge bei etwa 20%. Das war mir in anbetracht meiner absolut tadellosen Verfassung eindeutig zu viel. Mein aktueller Arzt sieht das Risiko sogar noch höher. 

Ich entschied mich dann für eine Biopsie.

 


Das "bekannte" Astrozytom Grad3

Die Biopsie verlief erwartungsgemäß (fast) ohne Komplikationen. Lediglich Desinfektionsmittel im Auge ärgerte mich ein wenig. Natürlich war die Totalüberwachung inklusive Kabel und Katheter wieder das schlimmste an dem ganzen Eingriff. Nach 5 Tagen quengeln hat man mich auch wieder gehen lassen.

Die Proben ergaben, dass es sich um das gleiche Astrozytom wie vor 5 Jahren handelt. Nach wie vor Grad 3. Insgesammt ein sehr neutrales Ergebnis. Zwar handelt es sich um ein Rezidiv, aber immerhin kein Upgrade zu Grad 4. Und da der Tumor weiterhin nur langsam vor sich hin wächst war es für mich noch kein Grund zur Aufregung...noch....


Unter Druck gesetzt

Der Arzt, der mich operieren wollte sah das Ergebnis als Anlass mich unter Druck zu setzen. Er meint "Wir müssen jetzt direkt handeln". Durch eine OP würde sich meine Prognose signifikant verbessern... bei einem Risiko von etwa 20%, dass ich danach neurologische Schäden, wie z.B eine halbseitige Lähmung hätte. Auf jeden Fall (als hätte ich nicht die Wahl) rät er  zu einer kombinierten Strahlen/Chemo-Therapie. Da ich schon einmal bestrahlt wurde, wäre diese zweite Bestrahlung wahrscheinlich auch nicht ohne Folgen. Nach dem Bestrahlungsplan meiner ersten Bestrahlung hat er erst gar nicht gefragt. Noch dazu wäre dies dann meine letzte Bestrahlung.

Mir hat das ganze erstmal den Boden unter den Füßen weggezogen. Die Dringlichkeit mit der der Arzt mir das ganze "verkaufen" wollte war erschreckend. Vor allem da ich mich eigentlich nach wie vor gesund fühlte. Ich brauchte jetzt erstmal ein paar Tage und einen anderen Arzt um aus dem Loch wieder raus zu kommen. 


Die Drittmeinung

 

Dass die Zweitmeinug wichtig ist wird überall immer wieder gesagt. In meinem Fall war Meinung Nummer 3 wohl die entscheidende und wichtige für mich.

Diesmal ging ich nicht in eine Uni-Klinik sondern in ein Kreis-Klinikum. Dort hatte ich zuerst mit einem Arzt gesprochen, der es absolut nicht nachvollziehen konnte, dass mir jemand bei meinen MRT-Bildern, meinem Alter und meinem Allgemeinzustand eine Operation überhaupt anbietet. Er würde erstmal warten. In 3 Monaten sollte ein neues MRT folgen.

Nach dem MRT hatte ich einen anderen Arzt in der selben Klinik (er hatte wohl beim letzten Mal keine Zeit). Er schaute sich die Bilder an und war auch ganz klar gegen eine OP, da das Risiko zu groß wäre und die Bilder auch gar nicht sooo schlimm aussahen. Eine Bestrahlung hat er auch erstmal ausgeschlossen, weil es meine letzte Bestrahlung wäre und mir diese Option im Ernstfall fehlen würde. Außerdem würde die zweite Bestrahlung möglicherweise nicht ohne Folgen bleiben, da mein Hirn ja schon vorbelastet ist.

Aber NICHTS TUN würde ihm auch Bauchschmerzen bereiten, da die Kontrastmittelaufnahme langsam zunimmt.  Er riet zu 6 Zyklen Temozolomid. Es sei gut verträglich und mein Tumor zeige Marker die für ein gutes Ansprechen dieser Chemo stehen würde. Einen Rückgang des Tumors soll ich aber nicht erwarten. Es ginge nur darum, dass der Tumor nicht weiter wächst und auch die Kontrastmittelaufnahme nicht weiter zunimmt. Da dieser Arzt vertrauenswürdig schien und ich auch nicht einfach nur NICHTS TUN wollte entschied ich mich für das Temozolomid.


Das erste MRT  seit der Chemo

Seit der ersten Einnahme habe ich auf Nebenwirkungen gewartet. Ich habe sogar am Tag vor der ersten Einnahme nochmal richtig gut gegessen, weil ich dachte mein Appetit wäre erstmal vorbei... Naja, ganz ehrlich habe ich von dem Zeug nicht viel gemerkt. Die Verträglichkeit kann ich also (in meinem Fall) als sehr sehr gut beschreiben. Hätte ich vorher gewusst, dass ich es so gut vertrage, hätte ich mich bei meiner ersten Therapie für die kombinierte Strahlen/Chemo Therapie entschieden. Aber wer weiß wie ich das kombiniert vertragen hätte.

Die ersten MRT Bilder hatten mich erstmal verunsichert. Da hatte der Doc wohl seine Worte ungeschickt gewählt. Auf dem Bildern zeigte sich etwas wie eine Zyste. Es könnte aber auch Nekrose als Folge der Chemo sein. Zu meinem Erschrecken erwähnte er ebenfalls, dass Glioblastome auch Nekrosen verursachen. Bevor ich gegangen bin meinte er noch ich soll mit einem positiven Gefühl nach Hause gehen, aber ich hörte nur GLIOBLASTOM.

Wieder war ich etwas aus der Bahn geworfen worden und habe die Bilder an eine andere Klinik geschickt. Die meinten, dass es für eine Nekrose untypisch aussieht und wohl eher eine Zyste sei. Also erstmal kein Grund zur Panik.


Mehr als erwartet

Die nächsten 3 Monate verliefen auch ohne Nebenwirkungen. Auch im Sport ist meine Kondition weiterhin unverändert und ich merke keinen Unterschied zu der Zeit bevor ich mit dem Temozolomid angefangen habe. Dass das Zeug gut verträglich ist wurde mir ja mehrfach gesagt, aber dass ich absolut nichts davon merke lies mich dann auch an der Wirkung Zweifeln. Ich war gespannt auf das nächste MRT. Natürlich lies mir auch die "Zyste", sofern es eine ist, keine Ruhe.

Das MRT war besser als vom Doc erwartet. Vor der Therapie meinte er ja noch zu mir, dass wir "nur" einen Stillstand erwarten. Ein Rückgang der Kontrastmittelaufnahme wäre zwar möglich, aber eher unwahrscheinlich. Das Ergebnis war, dass die "Zyste" und das Volumen des eigentlichen Tumors unverändert sind. Die Kontrastmittelaufnahme hingegen zeigte einen Rückgang. Dies bedeutet, dass die "bösen" Anteile des Tumors, die sich neue Blutgefäße gebildet haben langsam weniger werden.

Da die Therapie wohl bisher Erfolge erzielt und ich absolut frei von Nebenwirkungen bin fragte ich den Doc ob es vielleicht Sinn machen würde die Therapie um ein paar Zyklen zu erweitern. Er sagte mir direkt, dass es keine gute Idee wäre das Temozolomid über einen zu großen Zeitraum zu nehmen (er meint mehrere Jahre), da sich bei längerer Einnahme ein erhöhtes Risiko zeigte an einem Lymphon zu erkranken. Und da ich noch sehr Jung bin und mein Verlauf bisher sehr gut ist hättte ich gute Chancen solche Spätfolgen zu erleben. Wäre ich jetzt schon was älter würde er mir ohne Bedenken so viel verschreiben wie die Krankenkasse mitmacht. In meinem Fall aber nicht. Am Ende haben wir uns auf insgesamt 9 statt 6 Zyklen geeinigt.

Die Tatsache, dass er nicht versucht mir so viel wie möglich zu verschreiben und so viel wie möglich an mir zu machen stärkt mein Vertrauen in ihn. Andere Ärzte wollten mir schon längst Therapien AUFDRÄNGEN, die meine Lebensqualität stark eingeschränkt hätten. Mein jetziger Arzt aber scheint es nicht nötig zu haben irgendwelche Qouten zu erfüllen. Dafür bin ich sehr dankbar. Fast 6 Jahre nach meiner Diagnose kann ich immer noch von mir behaupten, dass es mir absolut Fabelhaft geht. Die mediane Überlebenszeit lag damals bei 4-5 Jahre. Da bin ich mittlerweile problemlos drüber gekommen. Nur leider hat die Medizin in den letzten 6 Jahren nicht die Fortschritte gemacht, die ich mir erhofft hatte. Also bleibt mir nur eins: Weiter durchhalten!


Deutlicher Rückgang!

Das MRT nach den 9 Zyklen Temodal war wieder viel besser als zu Beginn erwartet. Eigentlich wurde nur mit einem Stillstand des Tumors gerechnet. Stattdessen bekam ich einen deutlichen Rückgang der Kontrastmittelaufnahme und der Tumor an sich ist ebenfalls "schlanker" geworden.

Da das Thema "Methadon" ja in aller Munde ist möchte ich darauf hinweisen, dass ich KEIN Methadon zur Chemo genommen habe. Es hat auch ohne geklappt. Während der Chemo habe ich aber andere Dinge getan um den Tumor zusätlich anzugreifen.

 

- Ich habe täglich zwei große Smoothies aus abgekühlten grünem Tee, Himbeeren, Schwarzem Pfeffer, Kurkuma, getrocknetten Brokkolisprossen und Leinöl getrunken.

- Ich habe weiterhin meine Enzyme in hohen Mengen genommen

- Ich habe weiterhin intensiv Sport getrieben (mit genug Regeneration)

- Ich habe mich immer mehr auf KAMPF "programmiert"

- Ich habe mir regelmäßig gesagt wie toll mein Leben ist und, dass es jeden Kampf wert ist

 

Das alles sind Dinge, die mich nicht arm machen und die mir auch gut tun würden wenn ich keinen Hirnkrebs hätte. All das werde ich auch die nächsten 70 Jahre weiterhin so machen. Egal ob der Tumor sich nochmal meldet oder nicht.